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Wenn Sehnsucht als Vorwurf formuliert wird

Kerstin König • Apr. 11, 2023

Wenn Wünsche ohne Vorwurf formuliert werden entstehen Verständigung, Kooperation und Entwicklung

Wo kämen wir denn da hin? 

Wenn ich mir ausmale, wo wir hinkämen, wenn wir alle in der Lage wären, zu fühlen was es zu fühlen gibt und darüber zu sprechen, was wir wollen oder brauchen. Einfach so. Ohne Drama, ohne Forderung und ohne Vorwürfe oder anraunzen, dann, ja dann entsteht bei mir ein inspirierendes Bild der Verständigung, der Kooperation und gemeinsamen Wachsens. 

Ein Bild, in dem ich mich beruflich neu orientieren würde, weil es kaum noch Konflikte und Missverständnisse gäbe.

Kaum vorstellbar, wo wir dann hinkämen! 

Zur Anregung teile ich diesen kleinen Text mit Übersetzungsvorschlägen zu ausgewählten Vorwürfen, kennst du einige davon? Welche Sehnsucht wohl jemand hat, der mir sagt, ich spinne?  

Meine Sehnsucht heißt Gegenseitigkeit, ich nenne dich einen Egoisten.
Meine Sehnsucht heißt Kontakt, ich nenne dich abweisend.
Meine Sehnsucht heißt Akzeptanz, ich nenne dich engstirnig.
Meine Sehnsucht heißt Wärme, ich nenne dich kalt. 
Ich sehne mich nach einem Sinn und nenne dich oberflächlich.
Meine Sehnsucht heißt Integrität, ich nenne dich taktlos.
Meine Sehnsucht heißt Vertrauen, ich nenne dich unzuverlässig.
Meine Sehnsucht heißt Nähe, ich nenne dich abwesend.
Meine Sehnsucht heißt Kreativität, ich nenne dich ungeschliffen.
Ich will, gehört werden und nenne dich taub.
Meine Sehnsucht heißt Ehrlichkeit, ich nenne dich einen Lügner.
Meine Sehnsucht heißt Aufmunterung, ich nenne dich Miesmacher.
Meine Sehnsucht heißt Verständnis, ich nenne dich begriffsstutzig.
Meine Sehnsucht heißt Unterstützung, ich nenne dich rückratlos.
Ich möchte so gerne gesehen werden und nenne dich blind.

Gedicht Von Katharina Hoffmann in Liv Larssons Buch „Wut Schuld Scham“
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