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Was tun gegen Flurfunk, Klatsch und Tratsch Teil 1: Ursachensuche

Kerstin König • Mai 10, 2024

Mit Gewaltfreier Kommunikation weg von "übereinander" hin zu "miteinander" 

Manchmal werde ich im Vorgespräch zu einem Auftrag gefragt, ob ich etwas gegen den Flurfunk und das Hintenrumreden tun kann. Meine klare Antwort darauf lautet: Kommt drauf an. Es kommt darauf an, wieviel Zeit man mir mit einem Team gibt und wie bereit mein Auftraggeber ist, hinzuschauen und mit den Ergebnissen weiter zu arbeiten.

In diesem Blog möchte ich dieses "kommt drauf an" und die Hintergründe von Klatsch und Tratsch beleuchten. 


Ich habe keine Methoden gegen Flurfunk. Ebensowenig wie gegen schlechte Laune bei der Arbeit. Darum wurde ich neulich gebeten: Einen Team-Workshop mit Methoden gegen schlechte Laune geben, denn die sei kaum auszuhalten. Wenn es Methoden gegen schlechte Laune gäbe, wären die aus meiner Sicht genau so wirksam wie Deo auf ungewaschener Haut. 

Was hingegen Sinn macht, ist herausfinden, was die schlechte Laune bei der Arbeit verursacht und was es braucht, um diese Ursachen zu beheben.


Menschliche Bedürfnisse als Ursache für Klatsch und Tratsch verstehen

 

So ist es auch beim Flurfunk, Hintenrumreden und Klatsch und Tratsch: Erst mal gilt es rauszufinden, auf welche Ursachen diese Symptome hinweisen. Es gibt nämliche zahlreiche Gründe dafür. Alle haben mit menschlichen Bedürfnissen zu tun, was niemanden überrascht, der sich schon mal mit Gewaltfreier Kommunikation beschäftigt hat. 


Indem man sich bewusst wird, warum Menschen dazu neigen, hinter dem Rücken zu reden, können Maßnahmen ergriffen werden, um eine Kultur der offenen Kommunikation, des Respekts und der Zusammenarbeit zu fördern.


Mögliche Ursachen für Flurfunk


1. Information 


Flurfunk ist ein beliebter Kanal, um Informationen auszutauschen oder sich über aktuelle Ereignisse im Unternehmen auf dem Laufenden zu halten. Für manche ist dieser informelle Weg über Neuigkeiten zu sprechen, sogar die einzige Möglichkeit an Informationen zu kommen, die nicht offiziell kommuniziert wurden oder nicht an alle oder nicht an alle gleichzeitig. Menschen neigen dazu, Lücken in der Kommunikation mit eigenen Annahmen und Spekulationen zu füllen, was zu Gerüchten führen kann.


Was tun? Z. B. den internen Informationsfluss prüfen und optimieren. Wer informiert wen wann über welchen Kanal? Für Transparenz sorgen! 



2. Soziale Bindung 


Klatsch und Tratsch können dazu beitragen, soziale Bindungen zu stärken und ein Gefühl der Zugehörigkeit innerhalb einer Gruppe zu fördern. Indem man über gemeinsame Erfahrungen oder Kollegen spricht, kann man sich verbunden fühlen und eine Art von Gemeinschaftsgefühl aufbauen. Wenn Leute über eine andere Person reden, versuchen sie vielleicht, gemeinsame Normen festzulegen oder herauszufinden, ob sie dieselben Werte haben.


Was tun? Z. B. überlegen, wie man gemeinsame Erfahrungen und konstruktive Räume für Austausch schaffen kann, bei denen niemand ausgeschlossen oder gar zum Opfer wird. 



3. Sonderform: Unterstützung durch Verbündete 


Die oben beschriebene soziale Bindung wird umso wichtiger, je mehr Situationen als ungerecht empfunden werden. Es werden Verbündete gesucht, um ein empfundenes Ungleichgewicht auszugleichen und die eigene Position zu stärken oder auch nur um zu prüfen, ob man die Sache „richtig“ sieht und Bestätigung durch andere zu suchen. 


Was tun? Z. B. Herausfinden, wer welches Ungleichgewicht oder Ungerechtigkeit erlebt: Ist da was dran? Was müsste passieren, damit die Dinge wieder in Balance kommen? Konflikte aktiv angehen! 



4. Stressbewältigung

 

Wenn die Arbeit stressig ist, kann es wie ein Ventil wirken, mal richtig Dampf abzulassen, um die eigenen Emotionen zu regulieren und danach weiter machen zu können. Durch das Teilen von Frustrationen oder Lästern über andere kann sich eine kurzfristige Erleichterung vom eigenen Druck einstellen. 


Was tun? Z. B. durch Resilienz-Training oder Übungen zum konstruktiven Umgang mit Emotionen andere, weniger schädliche Möglichkeiten zum Umgang mit Stress einüben.  



5. Macht und Kontrolle (Sicherheit)


In manchen Fällen kann hintenrum Reden als Mittel verwendet werden, um Macht und Kontrolle auszuüben. Indem man Gerüchte streut oder gezielt negative Informationen verbreitet, kann man versuchen, das Verhalten oder die Reputation anderer zu beeinflussen oder zu manipulieren. Macht und Kontrolle können Strategien für Sicherheit, Schutz und Selbstwerterhöhung sein - in diesem Fall Bedürfnisse in schmutziger Verpackung, denn dadurch kann ernsthafter Schaden an und für Personen entstehen. 


Was tun? Sofort handeln: das braucht meiner Meinung nach ein Eingreifen der Führungskraft und klare Grenzen. 


6. Unterhaltung


Manche Menschen betrachten Klatsch und Tratsch einfach als eine Form der Unterhaltung. Es kann spannend sein, über das Leben und Verhalten anderer zu spekulieren oder sich über skurrile Ereignisse oder Anekdoten auszutauschen.


Was tun? Z. B. In Team-Workshops ein Bewusstsein dafür schaffen, wie schmerzhaft diese Form der „Unterhaltung“ für jene sein kann, um die es geht und wie dieses Verhalten Teams spalten kann. 


Außerdem finde ich manchmal auch angebracht, klar zu signalisieren, dass ein Unternehmen nicht dazu da ist, Mitarbeitenden alle Bedürfnisse zu erfüllen. Manche haben hier auch nichts zu suchen und gehören in die Freizeit. 

Wenn ihr einen echten „thrill“ bei der Arbeit sucht: probiert es mal mit Aufrichtigkeit und Selbstverantwortung... uh, DAS ist aufregend!

 

Klatsch und Tratsch können auf den ersten Blick harmlos erscheinen, die Auswirkungen sind aber oft toxisch und schädlich für das Arbeitsklima, die zwischenmenschlichen Beziehungen und im schlimmsten Fall für die Gesundheit.


Ich glaube, dass im Grunde bei allen o. g. Varianten die Suche nach Empathie und Gehört-werden-wollen mit dem eigenen Kummer stehen. Die gute Nachricht: Das Rosenberg-Modell (Gewaltfreie Kommunikation) hat Antworten darauf. Bleib' dran und lese gerne Teil 2 und 3, wenn du wissen willst, was DU tun kannst!


Was tust du schon? Wie gehst du damit um, wenn jemand mit oder bei dir lästern will?


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